OH SNAP!
Große Aufregung bei den Oscars! Nachdem Warren Beatty etwas zögerlich den falschen Gewinner in der Kategorie Bester Film verkündet hat, sprangen die Produzenten des Musicals La La Land erfreut auf, hielten ihre Dankesrede und dann DAS: La La Land hat nicht gewonnen, der Preis geht an Moonlight – bitter! Allen Beteiligten ist die Situation sichtlich peinlich. Man bemüht sich um Schadensreduktion und entschuldigt sich. Was war passiert? Warren Beatty ist der falsche Umschlag gegeben worden, er hatte Emma Stone (Preis für beste Hauptdarstellerin für La La Land) auf dem Zettel stehen, die Schuld liegt also bei demjenigen, der die Umschläge verteilt. Ich glaube so etwas ist noch nie bei einer Verleihung passiert.
Die Pre-Show
Wie immer überträgt Pro7 das Geschehen mit eigenen Leuten am roten Teppich vor dem Dolby Theatre in Hollywood. Steven Gätjen muss sich ja immer viel anhören an so einem Abend aber ich finde ihn eigentlich immer ganz gut. Es ist vorbereitet, kennt alle, weiß über die Filme und Karrieren der Leute Bescheid.. mir fällt keiner ein, der es auf die Schnelle besser machen würde, ich erinnere nur an das Debakel mit Annemarie Carpendale letztes Jahr..
Völlig überflüssig sind zudem die beiden Hanseln – ja ich bin tatsächlich zu faul deren Namen herauszusuchen – in einem Studio in der Nähe (oder Stand das sogar in Deutschland?) mit dem kläglichen Versuch, die Kleider und Anzüge der Stars zu bewerten. Lasst es einfach, euch brauch niemand.
Insgesamt ist es aber eine gute Einstimmung auf die Verleihung. Im Laufe der Vorberichterstattung wandern die Promis in Scharen über den Teppich und wenn sich dieser langsam leert, ist die Vorfreude groß genug um 02:30 Uhr noch wach zu sein und zu bleiben.
Die Verleihung
Dann endlich geht es los! Favorit des Abends war La La Land, der mit phänomenalen 14 Nominierungen ins Rennen ging. Gewonnen hat er letzten Endes sechs Goldjungs. Leider habe ich den Film noch nicht gesehen aber ich gönne Emma Stone den Preis, in den letzten Jahren hat sie immer sehr gute Arbeit geleistet. Der kleine Bruder von Ben Affleck, Casey Affleck, hat seinen Oscar sicherlich auch für Manchester by the Sea verdient, ebenso gehen die Auszeichnungen für Mahershala Ali und Viola Davis in Ordnung. Was mich etwas geärgert hat: Amy Adams wurde nach einem extrem erfolgreichen Jahr (Arrival, Nocturnal Animals) nicht mal nominiert! Stattdessen kriegt Meryl Streep ihre 20. (!) Nominierung in den Arsch geschoben. In Florence Foster Jenkins spielt sie eine miserable Sängerin in den 1940er Jahren.
Wie es bei den Oscars üblich ist, räumen gute Dramen und Musicals alles ab, so auch dieses Jahr. Wenn in den Dramen dann noch ethnische Minderheiten mitspielen, wird es richtig spannend, man stelle sich vor, die wären noch behindert! Nach der Kritik aus dem letzten Jahr, die Oscarverleihung wäre eine Veranstaltung für das “weiße Hollywood”, hat dieses Jahr eindeutig gezeigt, dass die Afroamerikaner stark vertreten sind und sich nicht verstecken müssen. Die Zeiten als Denzel Washington (er wird überigens “Denn-Sell” ausgesprochen nicht “Dänsel”) als einer der wenigen Afroamerikaner einen Oscars bekommen hat, sind also längst gezählt und das ist gut so. Letztes Jahr waren die Filme vermutlich einfach nicht gut genug.
Der emotionale Höhepunkt der Veranstaltung war natürlich die bewegte Rede von Viola Davis. Gestört hat mich daran nur das Ende ihrer Rede: Wie kann man im Anschluss ein schmissiges Jazz-Lied spielen?! Manchmal haben die Amis kein Taktgefühl, whatsoever. Generell dieses Einspielen von Musik, wenn eine Rede mal fünf Sekunden über der Zeit ist – schrecklich unhöflich. Die Gewinner haben nach der Verkündung maximal eine Minute Zeit und ihnen wird ein Timer eingeblendet, damit sie sich ja pünktlich von der Bühne verpissen. Im schlimmsten Fall wird das Mikro ausgestellt und es kommen ein paar Mitarbeiten und ziehen sie förmlich von der Bühne. Die Werbung ist wichtiger und bringt halt mehr Geld als irgendwelche Künstler, die Jahre ihres Lebens in einen Film stecken. Abgesehen davon wurde es nur hin und wieder politisch, da keiner der ausländischen Künstler es sich verkneifen konnte President Trump eins reinzuwürgen, das war zu erwarten und gehört mittlerweile zu den Oscars.
Sehr nervig sind auch die ständigen Werbeunterbrechungen, in Amerika scheint das wohl normal zu sein, das Motto ist “kurz aber dafür viel”. Und so hat man das Gefühl, dass zwei der vier Stunden für Werbung draufgeht. Aller zehn Minuten kommt ein Werbeblock, das reicht dann immer für ein oder zwei Preise und einem kleinen Live-Act, dann heißt es wieder: Werbung! Pro7 war wenigstens so gnädig und zeigte Trailer der nominierten Filme, in Amerika laufen wohl sehr gute TV-Spots. Trotzdem finde ich diesen Zustand erschreckend und nahezu unerträglich, wer mal den Super Bowl gesehen hat, weiß wovon ich rede.
Unter den Anwesenden Hollywood-Sternchen haben sich dieses Jahr einige sehr rar gemacht – keine Spur von Angelina Jolie und Brad Pitt, nichts zu sehen von Anne Hathaway, Jennifer Garner oder Robert Downey jr. Der Vorjahressieger Leonardo DiCaprio ist nur kurz für seine Presenter-Rollle rausgekommen, ob die den wohl hinter der Bühne versteckt haben?
Der Host
Meiner Meinung nach hat Jimmy Kimmel eine sehr gute Show abgeliefert. Er brachte wie immer gute Gags, besonders Matt Damon musste dieses Jahr viel Häme einstecken, unter anderem für seinen Kassenflop The Great Wall. Es gab Süßgkeiten, die vom Himmel regneten, einige der Stars haben sich minutenlang Gedanken gemacht, wo diese kleinen Fallschirme herkommen.
Ein weiteres Highlight waren die Touristen, die in die Verleihung platzten, anscheinend ohne zu wissen, dass im Dolby Theater gerade die Oscars laufen. Erschreckend fand ich nur, dass einige davon die ganze Zeit auf ihr Handy geglotzt haben, statt die Stars direkt anzuschauen, was für Smombies! Einziger Lichtblick: zwei Asiaten (im Bild ganz links).. Asiaten, die sonst immer alles fotografieren müssen, haben sich wie normale Menschen verhalten, danke dafür.
Im Großen und Ganzen also eine unterhaltsame wenn auch lange Show mit einem großen Eklat am Ende (s. o.). Gern würde ich mir wieder eine schöne Musicaleinlage wünschen, La La Land hätte hier mit zwei nominierten Songs mal ein Feuerwerk abbrennen können, die Chance wurde leider nicht genutzt. Immer noch unvergessen ist 2009 von und mit Hugh Jackman.
Wie habt ihr die Oscars erlebt? Hättet ihr euch andere Gewinner gewünscht, sagt mir wen.